Frakturnachweis
Wichtigstes Kriterium der manifesten Osteoporose ist die Fraktur, insbesondere
die Wirbelfraktur. Typischerweise kommt es im Bereich der Brustwirbelsäule
zu keilförmigen Wirbelkörperverformungen, im Bereich der Lendenwirbelsäule
eher zu bikonkaven Eindellungen oder Einbrüchen, den sog. Fischwirbeln.
Der Wirbelbruch ist entweder Folge eines einzeitigen heftigen Frakturereignisses
oder Resultat mehrzeitiger unterschwelliger mechanischer Einwirkungen.
Letzteres wird als Sinterung oder Kriechverformung bezeichnet. Ab einer
im Röntgenbild ausmeßbaren Höhenminderung der anterioren,
mittleren oder posterioren Wirbelkörperhöhe von 20 % oder weniger
im Vergleich zu noch intakten Höhen des gleichen Wirbels oder eines
intakten Nachbarwirbels wird von Wirbelfraktur gesprochen. Durch Höhenausmessungen
von BWK 4 bis LWK 5 kann ein Wirbeldeformitätsscore angegeben werden,
der ein Ausmaß des Schweregrades manifester Osteoporosen darstellt.
Weitere typische Osteoporosefrakturen sind die distale Radius- und
proximale Femurfraktur. Auch alle anderen Lokalisationen extravertebraler
Frakturen können mit der Osteoporose assoziiert sein. Die Anteile
von Trauma und vorbestehender Osteopenie am Frakturgeschehen sind bei extravertebralen
Frakturen anamnestisch oft schwer zu trennen.
Nachweis der verminderten Knochenmasse bzw. -qualität
Verschiedene densitometrische Meßtechniken sind verfügbar.
Wichtigste international akzeptierte Meßorte sind LWS, proximaler
Femur und distaler Radius. Jeder erniedrigte Meßwert korreliert mit
einem statistisch erhöhten Frakturrisiko insgesamt und speziell mit
dem Frakturrisiko am jeweiligen Meßort. Die Meßgenauigkeit
liegt je nach Meßprinzip und -gerät heute meistens zwischen
1- 3 %. Meßwiederholungen im Abstand von weniger als 12 Monaten sind
daher nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Das Meßergebnis wird bei
der Photonenabsorption (DXA, SPA) in g/cm2 angegeben, bei der quantitativen
Computertomografie in g/cm3. Anstelle von Prozentabweichungen zum mittleren
Referenzwert werden zunehmend die Standardabweichungen von der mittleren
Altersnorm (Z-Score) oder vom Durchschnitt junger Erwachsener (T-Score)
zur besseren Vergleichbarkeit benutzt. T-Score-Werte von -2,5 und darunter
sind als eindeutig pathologisch und somit als Kriterium der Osteoporose
anzusehen. Eine Verschlechterung der Knochengewebsarchitektur, d.h. insbesondere
zunehmende Perforationen und Vernetzungsverlust der Spongiosa kann z.Z.
nur histologisch nachgewiesen werden. Zukünftig werden hier hochauflösende
CT-Scanner auf nichtinvasiver Basis Informationen liefern. Weitere Verbesserungen
für die Meßbarkeit der Knochengewebsqualität werden von
Ultraschallgeräten erwartet, z.B. am bereits vielerorts erprobten
Meßort Calcaneus.
Indikationen zur Knochendichtemessung
Alle zur Zeit verfügbaren Meßgeräte bestimmen den Knochenmineralgehalt
flächenbezogen oder die Knochenmasse (Quantität), machen aber
keine Aussage über die Knochenqualität. Die erzielten Meßwerte
stellen einen Baustein für die Osteoporosediagnostik dar, ein niedriger
Meßwert ist aber nicht gleichzusetzen mit der Diagnose "Osteoporose"!
Es besteht kein Zweifel, daß Knochendichtemessungen derzeit oft
unkritisch und zu häufig verordnet und durchgeführt werden. Zur
Beurteilung des lebenslangen Frakturrisikos sollten Densitometrien durchgeführt
werden bei
Weitere typische, aber nicht beweisende Kriterien für die manifeste Osteoporose sind:
Tabelle 1. Gesamtübersicht über die wichtigsten Risikofaktoren,
die eine Osteoporose verursachen oder zur Osteoporose beitragen können
Risikofaktoren der Osteoporose | |
1. Bewegung:
Geringe körperliche Aktivität, langfristige Bettruhe, Paraplegie, Hemiplegie, Raumfahrt 2. Ernährung:
3. Genußmittel:
4. Genetik:
5. Endokrine Erkrankungen:
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6. Maligne Erkrankungen:
Plasmozytom, myelo- und Iymphoproliferative Erkrankungen, diffuse skelettale Metastasierung 7. Medikamente:
8. Gastroenterologische Erkrankungen:
9. Kollagenstoffwechselkrankheiten:
10. Sonstige Erkrankungen:
|
Sofern die Risikofaktoren (insbesondere verschiedene Grundkrankheiten
und Medikamente) eindeutig allein oder auch in Kombination zur Osteoporose
geführt haben, wird von mono- bzw. polyätiologischer sekundärer
Osteoporose gesprochen.
Daneben muß aber auch die Osteoporose ohne klinische Manifestation mit Frakturen differentialdiagnostisch abgeklärt werden. Dafür sind wichtig: